Hallo in die Runde,
ich bin begeistert von der hier gezeigten Diskussionsfreude aller Beteiligten zum Thema Butterfly Nutzung und Anwendung der Assist- Funktion „Normale Dämpfung“. Nun habe ich mir die letzten vier Seiten nochmal gründlich zu Gemüte geführt und möchte zu der genannten Problematik auch ein paar Worte beitragen. Sicher wurde das eine oder andere schon angesprochen aber ich wollte es noch mal mit eigenen Worten beschreiben.
Worum geht es?
So wie ich die Diskussion verstanden habe ist das Problem, das bei Nutzung der Butterfly- Stellung die Stabilisierung des „Assist“ nicht oder nicht richtig eingestellt werden kann, die Wirkung der Stabilisierung zum Teil als unbefriedigend empfunden wird oder die Butterfly- Stellung nicht verwendet werden kann.
Was ist die Butterfly- Stellung?
Gemäß meines Senderhandbuches DC- 14 Seite 159 wird diese Stellung wie folgt beschrieben:
Zitat: „Die sogenannte Butterfly-Stellung ergibt eine sehr effektive aerodynamische Bremse für Segelflugmodelle. Die Querruder nehmen dabei einen Ausschlag nach oben, die Klappen einen Ausschlag nach unten ein. Das Höhenruder wird zur Kompensation des Nickmoments beigemischt. Um die Bremsintensität stufenlos Regeln zu können wird die Steuerung des Butterflymischers üblicherweise auf einen Proportionalgeber gelegt.“
Zitat Ende.
Der entscheidende Satz aus diesem Zitat ist meiner Auffassung nach, „das Höhenruder wird zur Kompensation des Nickmoments beigemischt“. Das heißt ich brauche zur Beimischung des Höhenruders einen Mischer. Lassen wir das kurz so stehen, ich komme darauf zurück.
In der Bedienungsanleitung zu REX ASSIST Empfängern auf der Seite 15 ist unter dem Punkt 4.1 Flugzeug, im Satz 4. zu lesen, Zitat:
„Setzen sie die Trimmungen, DualRate und Expo-Funktionen, entsprechend den vorgeschlagenen oder bereits erflogenen Werten. Setzen Sie keine Mischer oder Servowegangleichungen mit dem Servo- Ballancer.“
Der entscheidende Punkt aus diesem Zitat ist meiner Auffassung nach: Setzen sie keine Mischer!
Was bedeutet das für die Butterfly- Stellung?
Nun theoretisch schließt dies aus meiner Sicht schon die Nutzung der Butterfly- Stellung, im Zusammenhang mit dem Assist und dem Dämpfungsmode, aus.
Die Kompensation des Nickmoments durch das Höhenruder wird von Modell zu Modell sicher unterschiedliche Werte für die Höhenrudereinstellungen brauchen. Die Spanne reicht hier von kaum oder nicht notwendig bis zu relativ großen Werten. Das hängt vom Modelltyp, seines Gewichtes, der Größe und vielen anderen Dingen ab. Hat man also großes Glück fällt das entstehende Nickmoment beim Setzen der Butterfly- Stellung sehr gering aus oder es ist nicht vorhanden, kann man eventuell auf die Kompensation des Nickmoments durch das Höhenruder verzichten. Dann braucht es keinen Mischer und der Assist könnte unbeeinflusst durch einen Mischer seine Arbeit leisten. Ich denke dieses Glück werden allerdings die wenigsten haben und man brauchte Mischer.
Welche Folgen hat dies für den Assist bzw. seine Funktionen?
Während der Konfiguration des „Assist“ werden im Einstellassistent im Unterpunkt Hauptkanalzuordnung, das Querruder, das Höhenruder und das Seitenruder kalibriert. Dies bedeutet das die Ruderflächenausschläge mit den Steuerknüppelausschlägen abgeglichen werden oder auch anderes herum. Der Abgleich erfolgt dabei für die jeweiligen Endstellungen und für die Mittelstellungen der Steuerknüppel zu den Steuerflächenmittelstellungen.
Besonderes wichtig sind hier aus meiner Sicht die Mittelstellungen. Sie sind meiner Auffassung nach, Bezugspunkte für die Algorithmen der Firmware des „Assist“. Leider kenne ich diese Algorithmen nicht, so dass dies zunächst eine Vermutung bleiben muss.
Werden diese Bezugspunkte später, nach der Kalibrierung, verschoben, z.B. durch das Trimmen oder durch die Veränderung von Einstellwerten sowie letztlich bei der Verwendung von Mischern die die genannten drei Hauptkanäle betreffen, kommt es z.B. beim Einschalten der HH Funktion zu Sprüngen oder zum „weglaufen“ des betroffenen Ruders. Abhilfe schafft dann nur das Neu- Kalibrieren, wie wir wissen. Leider entsteht hier bei der Verwendung von Mischern ein Kreislauf, der fast nicht durchbrochen werden kann. Da nach jeder Änderung im Mischer eine Neu- Kalibrierung durchzuführen wäre. Für die Normale Stabilisierung gibt es hier meiner Meinung nach aber einen weiteren Zusammenhang.
Nehmen wir folgendes an: Das Modell fliegt mit kalibriertem Assist und optimal eingestellter Empfindlichkeit horizontal, Rollwinkel, Nickwinkel und Richtung werden durch die Stabilisierung annähernd konstant gehalten.
Jetzt möchte ich eine 90° Kurve nach rechts fliegen. Ich betätige (der Einfachheit halber) nur den Querrudersteuerknüppel nach rechts aus der Mittelstellung, dann wird die Stabilisierung für die Längsachse proportional ausgeblendet und mein Steuerausschlag vom Steuerknüppel wird an die Steuerfläche Querruder „durchgereicht“. Das Modell verändert seine Schräglage und beginnt zu kurven. Cool oder?
Angenommen der beabsichtigte Kurvenradius ist nun erreicht, nehme ich den Steuerknüppel wieder in die Mittelstellung zurück und die Stabilisierung wird wieder eingeblendet/ aktiviert. Für den Zeitraum des Kurvenfluges bedeutet dies, die Stabilisierung um die Längsachse war nahezu abgeschaltet.
Der Startpunkt für das ausblenden der Stabilisierung ist dabei das Verlassen der Mittelstellung des Steuerknüppels, die kalibriert wurde.
Das gleiche gilt nun auch für das Höhenruder, zum Beispiel um ein kurzes Steigen oder Sinken ein- und auszuleiten. Die Stabilisierung wird, wenn auch nur kurz, ausgeblendet. Sonst könnte man wie angegeben in diesem Mode keine (Kunstflug)- Manöver fliegen.
Für den Sonderfall der Kompensation des Nickmoments durch das Höhenruder wird durch die elektronische Verschiebung der Mittelstellung des Steuerknüppels durch einen/ den Mischer die Stabilisierung solange ausgeblendet bis die Verschiebung beendet ist. Die Stabilisierung ist also für diesen Zeitraum nahezu wirkungslos. Bleiben nun die Werte des Mischers gleich, bleibt auch die Mittelstellung um diesen Wert verschoben. Damit verändern sich aber auch die Abstände zu den Endstellungen der Steuerknüppel und es kommt zu asymmetrischen Ausschlägen oder Sprüngen an den Steuerflächen, je nachdem wie weit die alte und die neue Mittelstellung nun auseinander liegen.
Sinngemäß trifft dies auch auf den Querrudersteuerknüppel und auf die Querruder zu, die durch einen Mischer in die Butterfly- Stellung nach oben gefahren wurden.
Was bedeutet diese Theorie für den Flugbetrieb von Segelflugzeugen?
Leider, dass die Butterfly- Stellung zumindest momentan nicht, im Zusammenhang mit dem Assist und seiner Stabilisierung nutzbar ist. Das steht zwar so explizit nicht in der Bedienungsanleitung aber man könnte es daraus schließen. Oder mit anderen Worten der Hersteller hat darauf indirekt hingewiesen.
Wenn man großes Glück hat wird ein Mischer zur Kompensation des Nickmoments durch das Höhenruder nicht gebraucht und der Assist funktioniert uneingeschränkt.
Alternativ könnte die Butterfly- Stellung durch andere Steuerflächenausschläge, die nicht durch Mischer erzeugt werden oder durch den nachträglichen Einbau von Bremsklappen ersetzt werden. Ja ich weiß ist je nach Modell ein Haufen Arbeit und u.U. mit erheblichen Kosten verbunden, und wenn es überhaupt möglich ist.
Dies heißt aber auch das der Assist, auch wenn es Einschränkungen gibt, trotzdem in Segelflugmodellen verwendet werden kann, weil er letztlich (nur) dazu dient den Modellflugpiloten von unter Umständen lästigen Steuereingaben zu entlasten. Das macht er nach meiner Erfahrung, richtig eingestellt und angewendet, sehr gut. Selbst bei Flugmodellen die von Haus aus ein sehr stabiles Flugverhalten zeigen werden die Flugeigenschaften deutlich verbessert.
Aber das ist ein anderes Thema wie auch die Frage ob man eine Stabilisierung braucht oder nicht ein solches ist!
Gruß Leo